Am Dienstag, den 9. Dezember 2025, wurde das Theaterstück „Herr Klee und Herr Feld“ an der Studienakademie Breitenbrunn aufgeführt. Die Veranstaltung fand in Kooperation mit der Sächsischen Landeszentrale für politische Bildung im Rahmen der Reihe „Kontrovers vor Ort“ statt und wurde vom Kölner Ensemble Rimon Productions realisiert. Mit rund 180 Besucherinnen und Besuchern war die Aula nahezu vollständig besetzt. Es kamen Schülerinnen, Schüler und Lehrkräfte des Erzgebirgskollegs sowie der Breitenbrunner Oberschule, Studierende und Dozierende der DHSN zusammen – ein heterogenes Publikum, das die Relevanz des Themas unterstrich.
Im Mittelpunkt des Stücks stehen die jüdischen Brüder Moritz und Alfred Kleefeld, die als ältere Herren in einer Zweck-WG leben. Moritz, ein ordnungsliebender Psychologieprofessor, und Alfred, ein genussfreudiger ehemaliger Schauspieler, geraten bereits im Alltag immer wieder aneinander. Die Suche nach einer neuen Haushälterin verschärft die Situation: Mit Samira, einer jungen Palästinenserin, ziehen politische und historische Konflikte in den gemeinsamen Haushalt ein. Ihre Erfahrungen unter israelischer Besatzung treffen auf die mit dem Holocaust verwobenen Biografien der Brüder. Persönliche Auseinandersetzungen weiten sich so zu grundsätzlichen Debatten über jüdisches Leben in Deutschland und den Nahostkonflikt aus.
Das Stück basiert auf dem gleichnamigen Roman von Michel Bergmann, der 2013 erschien und seine Trilogie über jüdisches Leben im Nachkriegsdeutschland abschließt. Obwohl der Stoff lange vor dem Terrorangriff der Hamas am 7. Oktober 2023 entstand, haben die verhandelten Argumente nichts an Aktualität verloren. Das Stück verzichtet bewusst auf einfache Antworten und lädt dazu ein, sich differenziert und frei von Anklage mit dem hochkomplexen Konflikt auseinanderzusetzen.
Getragen wird der rund 90-minütige Inszenierung von großem Wortwitz und starken schauspielerischen Leistungen. Besonders Hanno Dinger und Thomas Krutmann überzeugen als ungleiches Brüderpaar. Ergänzt wird das Spiel durch diverse Videoeinspielungen, die den Text kommentieren, ohne ihn zu überlagern.
Während der Aufführung herrschte eine große Aufmerksamkeit im Saal, die sich im anschließenden Publikumsgespräch fortsetzte. Die moderierte Diskussion bot Raum für Rückfragen und Austausch und machte deutlich, dass das Stück sein Ziel erreicht hatte: Es regte zum Nachdenken an und eröffnete Dialoge über politische, historische und gesellschaftliche Spannungen, die oft nur schwer auszuhalten sind.
„Herr Klee und Herr Feld“ erweist sich damit als eindringliches Beispiel dafür, wie Theater politische Bildung leisten kann – nicht belehrend, sondern dialogisch. Die Veranstaltung hinterließ ein spürbar engagiertes Publikum und den vielfach geäußerten Wunsch nach einer Fortsetzung solcher Formate. Ein anspruchsvoller und hochaktueller Theaterbeitrag, der zeigt, dass Kontroversen auf der Bühne nicht gelöst, aber produktiv verhandelt werden können.