Liebe Sportfreunde,
gestern erreichten uns zwei Sportberichte von unserer Radsportlerin Clara Charlotte Haack (TB23), die Ihr unbedingt lesen solltet. Sie war in zwei Rennen am Start und zeigt in Ihren Berichten, dass man im Leben viel Ausdauer aber auch Willen braucht.
Diese Erfahrungen könnten auch ein guter Motivator für die persönlichen Studienziele sein!
Danke Clara!
Von einer offenen Rechnung und einigen Déjà-vus
"Bereits am 13. Juli ging ich beim SiLi-Fichtelgebirgs-Mountainbikemarathon an den Start. In meinem Gepäck trug ich schwere Erinnerungen und eine offene Rechnung aus dem Jahr 2018. Damals war ich zum ersten und bislang letzten Mal auf der knapp 50 Kilometer langen Strecke im Herzen des Fichtelgebirges angetreten. - Mit meinem damaligen Trainingsstand war das keine durchdachte Idee. Leider kam mir diese Einsicht erst nach dem Start, aber schon auf der Hälfte der Strecke. Die bereits bezwungenen Höhenmeter lagen wie Blei in meinen Beinen und die noch vor mir liegenden zogen sich endlos dahin. Nach jeder Kurve erhoffte ich mir einen Gipfel, eine Abfahrt oder zumindest eine Gerade zu sehen. Doch es ging und ging nur noch weiter bergauf und zum bislang einzigen Mal zwang sich mir der Gedanke auf, das Rennen vorzeitig zu beenden. Das ich dem nicht nachgab und mich irgendwie doch noch bis ins Ziel schleppte, machte mich an jenem Tag stolz, aber gab mir eine offene Rechnung mit auf den Heimweg. Diese wollte ich nun, sieben Jahre später, endlich begleichen und die schweren Erinnerungen von damals mit neuen, leichteren überdecken. Am Start versuchte ich mir einzureden, dass ich seitdem einige Trainingskilometer und Höhenmeter bezwungen hatte, die meine Ausdauer und meinen Kampfgeist stärkten. Doch die kleine Furcht vor einem negativen Déjà-vu heftete sich an mein Hinterrad und bremste mich auf den ersten Kilometern aus. Als ich jedoch merkte, dass meine Beine durchaus noch etwas mehr Leistung auf die Pedale bringen konnten, gelang es mir, die Furcht abzuhängen. Von da an wurde der Respekt vor den Bergen mein neuer Begleiter. Er wich mir bis zum Kilometer 25 und der Auffahrt zum Skihang Warmensteinach nicht mehr von der Seite. Mit diesem Meilenstein hatte ich mehr als die Hälfte der gesamten Strecke und Höhenmeter hinter mich gebracht. – Und anstelle der Erschöpfung, die mich an diesem Punkt vor sieben Jahren überwältigt hatte, entdeckte ich das Vertrauen in meine Ausdauer und Beine. Im Windschatten der Erleichterung genoss ich die zweite Hälfte des Rennens umso mehr. Das Ziel erreichte ich zwar ohne eine besonders gute Zeit oder Platzierung, aber mit einer beglichenen Rechnung für meinen inneren Schweinehund und vielen neuen Eindrücken, die die unschönen Erinnerungen an meinen ersten Start überdeckten.
Am 03. August schwang ich mich erneut für die DHSN aufs Rad und trat beim 33. Erzgebirgsbike-Marathon in Seiffen über die 70 Kilometer-Strecke an. Schon Tage zuvor kribbelte mein Körper vor Aufregung und Vorfreude. Denn dieses Rennen nimmt einen großen Platz in meinem Sportlerherzen ein. Ich erinnere mich, wie ich als Vierjährige hier einen meiner ersten Wettkämpfe bestritt. Damals startete ich im Baumwoll-T-Shirt, auf einem winzigen Fahrrad, das neben mir geradezu riesig wirkte und benötigte für die 5 Kilometer lange Runde länger, als ich sie heute laufe.
Seitdem sind viele Teilnahmen und eine Menge Erinnerungen dazu gekommen. Vieles hat sich seither verändert: Ich trage nun ein richtiges Rad-Trikot, fahre ein Fahrrad in meiner Größe und trete über eine wesentlich längere Distanz an.
Aber vieles mehr ist unverändert geblieben und bescherte mir auch in diesem Jahr unzählige Déjà-vus: Das Wetter am Morgen war traditionell nass-kalt und ließ auf eine schöne Schlammschlacht hoffen. Der Startschuss fiel um 9 Uhr, doch bevor ich mich im Feld der 700 Starter in Bewegung setzen konnte, vergingen einige Minuten. Wie in jedem Jahr aufs Neue rollte ich dann in Begleitung von ACDC auf den Highway to hell. Die vertraute Strecke führte mich durch die Wälder meiner erzgebirgischen Heimat und an jedem Service- und Verpflegungspunkt sah ich Bekannte und Verwandte.
– Und trotz aller Vertrautheit war auch diese Teilnahme wieder eine einzigartige Erfahrung: Nach zwei Kettenabwürfen und zwei Stürzen war ich froh, dass ich das Rennen ohne weitere technische Defekte und halbwegs gesund zu Ende fahren konnte. Darüber hinaus stimmte es mich ein Wenig stolz, dass ich meine Zeit gegenüber dem letzten Jahr auf der gleichen Strecke und unter ähnlichen Witterungsverhältnissen um nahezu 25 Minuten verbessern konnte.
Auch und gerade, weil in diesem Jahr nicht alles glatt lief, freue mich schon jetzt auf den 34. Erzgebirgs-Bikemarathon, auf weitere Déjà-vus und einzigartige Momente.
PS: Die junge Frau, die auf dem Siegertreppchen ganz oben steht (siehe das Foto der Altersklassen-Siegerehrung) ist meine Zwillingsschwester Hannah. Dass wir an diesem Rennen wieder gemeinsam teilnehmen konnten, machte es noch einmal mehr besonders."
Beauftragter für Hochschulsport
Glauchau
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