Fachtag „Philosophie in der Sozialen Arbeit“ und offizieller Abschied von Prof. Dr. Anton Schlittmaier, dem Direktor der Staatlichen Studienakademie Breitenbrunn
Am 16.04.25 stand im Hochschuldorf Breitenbrunn etwas Besonderes auf der Tagesordnung: Zur Philosophie, dem Lehrgebiert von Prof. Dr. Schlittmaier, wurde ein Fachtag ausgerichtet. In diesen Fachtag wurde die offizielle Verabschiedung – nach 26jähriger Dienstzeit - von Prof. Schlittmaier integriert. So konnten die Studentinnen und Studenten einbezogen werden. Gleichzeitig waren Praxispartner der Sozialen Arbeit anwesend. Auch Lehrende anderer Bereiche waren dabei, so dass diese sich auch ein Bild über die Philosophie im Studiengang Soziale Arbeit machen konnten.
Von politischer Seite nahm der Breitenbrunner Bürgermeister, Lars Dsaak, an der Tagung teil. Simone Lang (SPD) honorierte Prof. Schlittmaiers Arbeit und Tom Unger (CDU) grüßte schriftlich mit einem Brief, der die Leistungen der Studienakademie Breitebrunn unter Schlittmaiers Leitung hervorhob.
Die Tagung drehte sich um den Stellenwert der Philosophie in der Sozialen Arbeit. Wie die Wenigsten wissen, ist Philosophie die Mutter aller Wissenschaften, auch der Physik oder der Ökonomie. In der Philosophie geht es ums Grundsätzliche und das seit Sokrates, Platon und Aristoteles.
Der Fachtag nahm nun nicht diese ganz weite Perspektive ein, sondern thematisierte die Fragen von Ethik und Menschenbild in der Sozialen Arbeit.
Prof. Dr. Phillip Seitz, der für die Organisation verantwortlich war, führte in die Thematik ein. Dabei nahm er auch Bezug auf Prof. Schlittmaiers Leistungen, wobei er sich auf die Philosophie konzentrierte. Aber auch die Direktorentätigkeit fand ausreichend Erwähnung. 26 Jahre sind eine lange Zeit, seit der Prof. Schlittmaier in Breitenbrunn wirkt. U.a. ist es gelungen die Philosophie als wichtigen Teil der Sozialen Arbeit in den Studienordnungen zu fundamentieren. Prof. Seitz zitierte auch kurz ein Grußwort von Prof. Dr. Michael Leupold dem stellvertretenden Vorsitzenden der AG Ethik der Deutschen Gesellschaft für Soziale Arbeit. Prof. Leupold war lange Zeit Lehrbeauftragter im Modul Philosophie in Breitenbrunn und in diesen Zusammenhängen in enger fachlicher Diskussion mit Prof. Schlittmaier.
Prof. Schlittmaiers Vortrag zeigte den berühmten Neurologen und Psychiater Viktor Frankl als Musterbeispiel für die Verknüpfung von Philosophie und Praxis. Dabei verwies er auf Frankls Zeit im KZ und sein Motto: „Trotzdem „Ja“ zum Leben“. Frankls Denkmodell, so Schlittmaier, lasse sich auf Soziale Arbeit übertragen. Daraus resultieren Ansprüche in Bezug auf eine Tiefenfundierung der Sozialen Arbeit, die dort insgesamt Anwendung finden könnten.
Johannes Mann, ehemaliger Student der Studienakademie Breitenbrunn und jetzt Lehrbeauftragter in Philosophie, zeigte den Unterschied zwischen einer philosophisch fundierten Sozialen Arbeit und Technizismus. Letzterer behandelt den Menschen wie ein Ding. Die Realität der Begegnung und die unaufhebbare Würde des Menschseins seinen in einer Arbeit, die die Philosophie nicht berücksichtigt, gefährdet.
Prof. Stefan Müller-Teusler, ehemaliger Professor in Breitenbrunn und langjähriger Kollege von Prof. Schlittmaier, spannte einen weiten Bogen und zeigte auf, dass eine zweite Dimension des Daseins für Menschen allgemein und die Soziale Arbeit im Besonderen von absoluter Notwendigkeit sei. In dieser zweiten Dimension sind die Fragen der Existenz, wie die Frage nach dem Sinn des Lebens usw. das zentrale Thema. Ohne diese Dimension steht Menschsein in Gefahr sich zum Algorithmus zurückzuentwickeln.
Nach den Vorträgen fand eine sehr lebendige Podiumsdiskussion statt. Prof. Seitz stellte den drei Rednern verschiedene Fragen. Danach wurde das Publikum einbezogen. So wurde bei den Rückfragen thematisiert, inwieweit „Helfer“ ein geeigneter Begriff sei, um die Praxis Sozialer Arbeit angemessen zu beschreiben. Beinhaltet „Helfer“ nicht zu sehr eine Bevormundung? Wäre es nicht sinnvoller, von „Unterstützer“ zu sprechen?
Nach einem Essen, zu dem Prof. Schlittmaier alle 200 anwesenden Personen zusammen mit der AWO-Breitenbrunn eingeladen hatte, wurden die Studierenden in die Breitenbrunner Flure geschickt, um zu Themen wie Wahrheit, Tod, Kindheit, Resonanz und dem Dialog mit dem Anderen Podcasts zu hören.
Danach arbeiten die Studierenden in Gruppen zu den einzelnen Themen, zu denen sie zugelost wurden. Sie erstellten Poster, die danach in einer moderierten Ausstellung vorgestellt wurden.
Zum Ende des Fachtages erfolgte durch Prof. Müller-Teusler noch eine Laudatio zu Prof. Schlittmaiers Wirken. Dabei wurden insbesondere seinen zahlreichen Fachveröffentlichungen sowie das anregende Potential seiner philosophischen Reflexionen hervorgehoben.
(Die Beiträge der drei Redner werden zu gegebener Zeit in „Wissen im Markt“ erscheinen).